Energiewende – nicht ohne uns. Uns hat es diese Woche ins Entwicklungszentrum von Rothe Erde geführt, wo an Großwälzlagern für Windräder geforscht wird - und kein Wind zu kräftig weht.
Klingt komisch, ist aber so: ein Windrad hat keine Bremse. Die einzige Möglichkeit, die riesigen Anlagen zu stoppen, ist, die Rotorblätter aus dem Wind zu drehen. Und dafür braucht man Großwälzlager, von denen thyssenkrupp rothe erde bis zu fünf Stück pro Windanlage verbaut. Verwendet werden diese für die Blattverstellung, die Drehung der Gondel sowie als Rotorlagerung. (Karussells, Gepäckscanner, Tunnelvortriebsmaschinen, Teleskope und Schienenfahrzeuge kommen übrigens ebenfalls nicht ohne Großwälzlager aus).
Um mal etwas Licht ins Technikdunkel zu bringen: Ganz allgemein gesprochen sind solche Lager Bauelemente, die Maschinenteile miteinander verbinden. Sie übertragen Bewegungen oder leiten Kräfte weiter und bestehen aus einem Außen- und einem Innenring.
Die wirklich spannende Frage ist doch: Wie kommt das richtige Rad ins Rad? Zunächst liefert der Kunde / die Kundin Daten seines geplanten Anlagenstandortes, beispielsweise die durchschnittliche Windgeschwindigkeit. Daraufhin wird bei thyssenkrupp rothe erde entwickelt und getestet, was das Zeug hält – im wahrsten Sinne. Hält das Material der Großwälzlager diesen Bedingungen Stand? Wie viele Jahre Dauerwind, -regen, -kälte, – hitze können sie auf Grundlage der Daten wegstecken? Um diesen Fragen nachzugehen und die Produkte bestmöglich zu optimieren, nutzt man im Entwicklungszentrum eine Reihe technischer Raffinessen.
Da gibt es zum Beispiel Kammern, die mit Salzsprühnebel simulieren, wie die Bauteile nach Jahrzehnten unter dem Einfluss extrem salziger Küstenluft aussehen, oder spezielle Kühlschränke, die so ein Großwälzlager in die Lage sibirischer Eisbären versetzen. Oder Öfen, die das Material testweise in die Wüste schicken.
Besonders spektakulär aber sind die riesigen Lagerprüfstände für Windanlagen größer als sechs Megawatt. So ein Prüfstand funktioniert in etwa so: Es schießt zwar nicht wirklich Wind durch ihn hindurch, sondern der Wind, der auf unsere Großwälzlager wirkt, wird in Form hydraulischer bzw. elektrischer Kräfte simuliert. Und übrigens, sechs Megawatt; so viel produzieren heute die größten Windräder auf dem Markt in der Spitze; in Zukunft könnten es sogar bis zu zwölf sein.